Klang eines nebeligen Tages, Soest 2006

Westfalenpost Soest 04.04.06: Text + Foto: Klaus Bunte mit freundlicher Genehmigung.

Das Soester Jazztrio „Crystal Silence“ legt mit „rifugio“ seine vierte CD vor. Das Album besteht erstmals komplett aus Eigenkompositionen Detlef Brunes

Dichter Dunst liegt über dem Möhnesee. Ein Reiher gleitet hindurch, wirbelt ihn auf, doch gleich senkt sich der Schleier wieder. Am Horizont geht die Sonne auf, ihre Strahlen tauchen den Nebel in sanftes Licht. Langsam erwacht das Leben….

Diese Bilder tauchen auf, wenn man sich zurücklehnt, die Augen schließt und sich vertieft in die Klänge von „A Foggy Lake“. Mit dem nebelverhangenen Gewässer ist tatsächlich der Möhnesee gemeint. „Ursprünglich sollte der Titel ‚Nebel über Delecke‘ heißen. Aber das schien uns doch zu profan“, erinnert sich der Komponist, Detlef Brune, Keyboarder des Soester Weltmusik-Jazztrios „Crystal Sience“.

4. Crystal Silence CD Rifugio

Ideen lagen schon seit 20 Jahren in der Schublade

Der Name der Band war sieben Jahre lang Programm. Er ist einem Stück von Chick Corea entliehen. Bislang spielte die Band vorwiegend Stücke von Jazz-Größen nach: Von Ellington über Coltrane bis hin zu Ibrahim und Zawinul – immer neu im Stil der Band interpretiert.

Jetzt tritt das Trio aus dem Schatten dieser Vorbilder und legt mit seinem vierten Album „rifugio“ eine CD vor, die ausschließlich aus Kompositionen Brunes besteht. „Die lagen zum Teil schon 20 Jahre in meiner Schublade. Da liegen noch genug für mindestens zwei weitere Alben“, verspricht Brune. „Allzu oft küsst die Muse mich nicht“, räumt er ein. Aber wenn sie ihn küsst, dann mit solcher Leidenschaft, dass das Grundgerüst in einer halben Stunde steht.

Gemeinsam haben Brune, Percussionist Christoph Hermsen und Saxofonist Walter Weihs diese Ideen so lange geprobt und immer wieder neu arrangiert, bis sie zufrieden waren. „Manchmal haben wir uns auch richtig die Zähne daran ausgebissen“, erinnert sich Hermsen. Erst jetzt sei die Zeit für das Projekt reif gewesen: „Vor drei, vier Jahren hätten wir das so noch nicht spielen können. Wir haben uns musikalisch weiterentwickelt.“ So hat das Trio sich stärker von weltmusikalischen Einflüssen entfernt, wendet sich hin zu sphärischen, meditativen Klängen, die die Stimmung einfangen New Age trifft Cool Jazz.

Manchmal fanden sich dazu irrwitzige Titel. Beispielsweise erinnerte der Anfang eines Stücks, das zwischen Vierviertel- und Fünfvierteltakt pendelt, Weihs an den Gang seines tapsigen Hundes. Es wurde nach dem Tier benannt: „Nurmi vom Stroemfeld.“ Nicht verzeichnet auf der CD-Hülle ist das letzte „Stück“, Hermsens Debüt als „Komponist“, ein schräges Gequietsche von wenigen Sekunden. Hermsen: „Im Nebenraum des Studios hatte unser Tontechniker Benny Mokross zwei alte hölzerne Kino-Klappstühle stehen, die furchtbar quietschten. Wir haben sie ins Studio getragen und die Geräusche aus Spaß aufgenommen.“

Demnächst gibt’s noch mehr Musik mit Gästen Beim letzten Titel kommt wieder der Hang zur Musik aus aller Welt durch. „The Hermit“, mit Peter Griffith, Chef des Müllingser White Horse Theatres, als Gastsänger. Ein britischer Bariton interpretiert ein chinesisches Gedicht in der deutschen Übersetzung, aber mit dem englischen Titel. Weitere Gäste sind der Unnaer Gitarrist Winfried Schickentanz und Recep Seber aus Dortmund an der orientalischen Zither Kanoun. Mit ihnen treten Brune, Hermsen und Weihs bald öfter auf, dann unter dem Namen „Crystal Silence Network“.